Yoga wirkt

Ich und Yoga?

Von Ajita Alexandra Gobrecht, veröffentlicht am , gekennzeichnet mit Yoga, Hatha Yoga, Wirkung und Gesundheit

Der Taenzer

Zugegeben, von selbst wäre ich nie auf die Idee gekommen, Yoga auszuprobieren. Ich habe mich schon immer für alle möglichen Sportarten begeistern können, war viel und lange joggen, schwimmen, radfahren; als Kind habe ich Judo gemacht, bin Kajak und Kanu gefahren, habe Tennis und Volleyball gespielt. Ich habe mich immer gut gefühlt, wenn ich mich beim Sport so richtig auspowern konnte.

In einer beruflich sehr stressigen Situation vor knapp zehn Jahren, die ich selbst gar nicht so richtig einordnen konnte, als ich mehr als am Rande meiner Kräfte angelangt war, verordnete mir meine Hausärztin drei Wochen Zwangspause. Und sagte noch zu mir: Aber nutzen Sie die Zeit für etwas Positives. Etwas Positives? Weswegen bin ich eigentlich krank geschrieben? Ich muss dringend mein Suchmaschinenprojekt abschließen!!!

Zum Glück gab es jemanden, der besser verstand was mit mir los war als ich selbst: Meinen Mann. Der suchte mir ein gutes Yogastudio in München raus und schickte mich dahin. Ich hatte ja jetzt Zeit. Yoga? Ist das nicht für unsportliche Mädchen mit passend zur Leggins lackierten Fußnägeln? Und was ist, wenn die da Räucherstäbchen anmachen? Aber eigentlich war ich viel zu erschöpft, um mir länger bunte Vorurteile in allen Einzelheiten auszumalen. Am nächsten Morgen ging ich einfach hin, nahm an meiner ersten Hatha Yoga Stunde bei Amiena Zylla teil; wir übten Sonnengrüße, viele Standhaltungen (das Wochenthema), andere Asanas und am Ende gab es eine sehr schöne Endentspannung. Was soll ich sagen? Diese Art von Bewegung und Körpermeditation fühlte sich für mich an wie nach Hause kommen. Ich ging mit einem angenehm wohlig entspannten und entschleunigten Gefühl aus der Stunde. Ich war nicht total ko, aber angenehm gefordert worden. Ich hatte sogar ein klein wenig Muskelkater am nächsten Tag. Bald kaufte ich mir ein Buch über Hatha Yoga, übte ab und zu in den eigenen vier Wänden und ging ein bis zweimal wöchentlich ins Yoga Studio. Im Laufe der nächsten Wochen hatte ich das Gefühl, ganz langsam, in sehr kleinen Schritten, wieder bei mir anzukommen, mich selbst und meine Bedürfnisse wieder zu spüren. Mein Energielevel stieg deutlich an. Ich wurde definitiv beweglicher und entwickelte Muskeln an Stellen, die mir vorher gar nicht bekannt waren. Lange, schlanke Muskeln, nicht diese Bodybuilder-Pakete. Auch mein Gleichgewichtssinn und meine Koordinationsfähigkeit verbesserten sich. Je mehr ich mich mit Yoga beschäftigte, desto faszinierter war ich von der Vielseitigkeit, die mir da begegnete - es schien für jede(n) und jedes Bedürfnis etwas Passendes zu geben.

Kritisch bleiben

Hatha Yoga werden ja sehr viele positive Wirkungen zugeschrieben. Ob es gegen Spliss oder eingewachsene Fußnägel hilft wage ich einmal stark zu bezweifeln. Und wer nur möglichst effektiv etwas für Bauch, Beine, Po tun will, sich mit seinem Innenleben aber nicht näher beschäftigen möchte, dem sei von Yoga dringend abgeraten. Glaubt auch bloß nicht blind alles, was ich hier über die positiven Wirkungen von Yoga aufschreibe. Lasst Euch inspirieren, probiert es aus, beobachtet selbst, ob es Euch irgendwas bringt und wenn ja, was. Und probiert ruhig verschiedene Yogalehrer und Yogastile aus, sie sind so unterschiedlich wie verschiedene Menschen unterschiedliche Bedürnisse haben.

Positive Wirkungen von Yoga allgemein

Yoga ist ein ganzheitliches Übungssystem - es wirkt harmonisierend auf Körper, Geist und Seele. Es kann gegen Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Schulter- und Nackenverspannungen helfen und die Körperhaltung verbessern. Yoga macht den Körper flexibler, stärker und kann den Blutdruck senken oder auch bei Schlafstörungen helfen. Yoga entspannt und wirkt positiv gegen Stress (es aktiviert den Parasympathikus). Die Yogapraxis schenkt neue Energie und Vitalität und erweitert die eigenen Ressourcen. Mein Know-How über Atmungs- und Entspannungstechniken kann ich z.B. auch in kleinen kniffligen Situationen im Alltag anwenden. Yoga kann die Achtsamkeit und Konzentrationsfähigkeit steigern. Man lernt, loszulassen und ohne Ehrgeiz, nur für sich selbst zu praktizieren. Im besten Fall entwickelt sich aus der Yogapraxis eine positive Lebenseinstellung. Yoga stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit, d.h. das Gefühl, Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können oder notwendige Veränderungen in seinem Leben selbst anzugehen. Nach einer guten Yogastunde fühlt man sich besser als vorher: Entspannter, ruhiger, ausgeglichener, konzentrierter, man hat deutlich mehr Energie.

Positive Wirkungen einzelner Asana-Gruppen

Aus dem Yoga Wiki:

Standhaltungen kräftigen und dehnen die Muskulatur der Beine und des Beckens, wirken positiv auf die Wirbelsäule, sorgen für eine aufrechtere Körperhaltung und verbessern den Gleichgewichtssinn.

Haltungen im Liegen kräftigen und dehnen die Bauch- und Rückenmuskeln und wirken auch auf das Sonnengeflecht (Solarplexus).

Rückbeugen im Stehen, Sitzen oder in der Bauchlage kräftigen und dehnen Nacken-, Brust- und Schultermuskulatur und wirken nicht nur auf die Wirbelsäule (d.h. verbessern die Körperhaltung), sondern auch auf die Leber, die Niere und die Schilddrüse.

Drehhaltungen im Stehen, Sitzen oder Liegen kräftigen und dehnen die Rücken- und Brustmuskulatur und wirken positiv auf das Nerven-, Verdauungs- und Lymphsystem.

Vorwärtsbeugen im Stehen oder Sitzen dehnen die Beinerückseiten und die Muskulatur im unteren Rücken, wirken positiv auf die Bauchorgane, das Kreislauf- und das Lymphsystem.

Umkehrstellungen wirken auf die inneren Organe und die Blutzirkulation, d.h. das venöse Blut wird leichter zurück zum Herzen transportiert (das Herz befindet sich bei Umkehrstellungen über dem Kopf, der Kopf ist meist der niedrigste Punkt des Körpers).

Haltungen im Sitzen wirken positiv auf die Wirbelsäule und die Verdauungsorgane. Sie verbessern die Konzentrationsfähigkeit und die Entspannung.

Fazit

Also wie gesagt, probier es selbst aus, schau Dir unterschiedliche Angebote an und ziehe Deine eigenen Schlüsse daraus. Wenn Dir nach dem Yoga etwas sehr weh tut (hier meine ich nicht den leichten Muskel- oder Faszienkater, der sich einstellen kann), war es nicht das Richtige. Wenn Dir jemand eine Doktrin oder irgendetwas anderes aufzwängen will, war derjenige auch nicht der Richtige. Aber wenn sich nach Deiner Yogastunde ein angenehmes Gefühl von Entspannung ausbreitet oder Du am nächsten Tag über mehr Energie als sonst verfügst, genieße es. Dann wirst Du wahrscheinlich auch wieder zum Yoga hingehen, ganz ohne Dich dazu zwingen zu müssen oder irgendwelche guten Vorsätze zu fassen.