Der Ursprung von Yoga

Die Legende von Matsyendra

Von Ajita Alexandra Gobrecht, veröffentlicht am , gekennzeichnet mit Yoga, Geschichte und Legenden

Fisch als Matsyendra

Vielleicht hast Du Dich auch schon einmal gefragt: Wo und wann ist Yoga eigentlich entstanden? Und was hat das mit dem Fisch zu tun? Dieser Blogbeitrag versucht, Antworten auf diese Fragen zu geben.

Historischer Ursprung

Erste Zeugnisse von Menschen in Yogahaltungen findet man schon in der alten Induskultur. Sie war eine der frühesten städtischen Zivilisationen, erstreckte sich über das heutige Pakistan sowie Teile Indiens und Afghanistans und wird von Geschichtsforschern auf ca. 5000 bis 1800 v. Chr. datiert. Auf Siegeln und kleinen Statuetten sieht man den Bogen, den Drehsitz und natürlich auch den Lotussitz. Denn die alten Yogis wollten ja durch die Meditation Erleuchtung erlangen. Die anderen Yogaübungen sollten ihnen dabei helfen, möglichst lange aufrecht im Meditationssitz sitzen und sich gut konzentrieren zu können. Yoga könnte sich auch noch früher entwickelt haben, noch bevor die ersten Zeugnisse entstanden, die uns erhalten geblieben sind. Man weiß es nicht so genau.

Yogaschriften

Später wird Yoga in einigen alten Schriften Indiens beschrieben, vor allem in den Veden. Die Veden sind zunächst mündlich weitergegebene und später auch verschriftlichte Gesänge des Hinduismus, die nach westlicher Orientalistik zwischen 1500 und 800 v. Chr. entstanden sind, nach klassischer indischer Auffassung um das Jahr 3227 v. Chr. Auch das Mahabharata, ein indisches Heldenepos, das, je nach Aufassung, ca. 800 v. Chr. oder 400 v. Chr. bis 400 n. Chr. entstanden ist, erwähnt den Yoga. Vermutlich zwischen dem zweiten Jahrhundert v. Chr. und dem vierten Jahrhundert n. Chr. schrieb Patanjali das Yoga Sutra, einen Leitfaden über Yoga und Meditation. Er beginnt mit einer sehr schönen Definition von Yoga; siehe Was ist Yoga. Man kann das Yoga Sutra nicht exakt datieren, da man nicht genau weiß, wann Patanjali lebte. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts n. Chr. schrieb Swatmarama dann die Hatha Yoga Pradipika - hier findet man die Techniken des Hatha Yoga, z.B. die Asanas (Yogahaltungen), Pranayama (Atemübungen) und Meditationstechniken.

Zur Frage, wie Yoga zu den Menschen kam, gibt es aber auch eine sehr schöne indische Legende.

Die Legende von Matsyendra

Zu Beginn des Kali Yuga, des Zeitalters, in dem wir uns gerade befinden, fragte Parvati (die hinduistische Muttergöttin, sie verkörpert die weibliche Kraft) ihren Mann Shiva (der hinduistische Gott für Schöpfung und Neubeginn, er verkörpert die männliche Kraft): Jetzt fängt ein dunkles, materialistisches Zeitalter an, die Menschen werden Probleme haben, sich zu konzentrieren und zu meditieren, sie werden an Krankheiten und Verspannungen leiden, erschöpft sein und sich gestresst fühlen. Shiva, was können denn die armen Menschen nur tun, damit es ihnen besser geht und sie vielleicht doch noch die Erleuchtung erlangen? Shiva erwiederte: Im Kali Yuga ist Hatha Yoga ein guter Yogaweg. Und dann begann Shiva, seiner Frau Parvati alle 8.400.000 Asanas zu erklären und vorzumachen. (Die Zahl soll die Unendlichkeit der möglichen Yogahaltungen und ihrer Variationen versinnbildlichen.) Shiva erklärte Parvati auch alle Atemübungen und Entspannungstechniken und was sonst noch so dazugehört. Tage, Wochen, Monate, Jahre vergingen - Shiva redete und redete und irgendwann war Parvati dann doch eingeschlafen. Shiva bemerkte es erst, als er mit seiner Abhandlung fertig war. Er dachte: Nagut, dann bekommen die Menschen wohl doch keinen Hatha Yoga. Aber die beiden waren auf einer Insel und nun bemerkte Shiva erst den Fisch, der ihm die ganze Zeit über aufmerksam zugehört hatte. Shiva erkannte: Der Fisch muss im letzten Leben ein großer Meditationsmeister gewesen sein; er hatte sich ein enorm gutes fotografisches Gedächtnis angeeignet. Shiva gab dem Fisch daraufhin menschliche Gestalt, nannte ihn Matsyendra und beauftragte ihn, den Menschen den Hatha Yoga zu bringen.

Matsyendra ist der Legende nach der Lehrer eines der größten bekannten menschlichen Yoga-Meister: Goraksha, der vermutlich im siebten oder zehnten Jahrhundert n. Chr. lebte. Matsyendra ist der mythologische Begründer des Hatha Yoga.

Fazit

Man muss nicht an hinduistische Götter glauben, aber in dieser Legende steckt viel drin: Wie viel man durch Zuhören und Zuschauen lernen kann zum Beispiel. Und eine schöne Bescheidenheit: Kein Mensch hat Hatha Yoga erfunden, nein, er wurde den Menschen geschenkt, damit es ihnen besser geht. Probiert es einfach selbst einmal aus.