Selbstakzeptanz und Selbstliebe I

Wie verbessert sich mein Leben, wenn ich mich so annehme, wie ich bin?

Von Ajita Alexandra Gobrecht, veröffentlicht am , gekennzeichnet mit Meditation und Achtsamkeit

Woman dancing in a summer field during sunset
Foto von Jackson David auf unsplash.com

Bist Du zufrieden mit Dir, genau so wie Du bist? Oder hast Du das Gefühl, Du müsstest erst noch etwas an Dir verändern, damit Du Dich voll und ganz richtig gut finden kannst? Die meisten von uns glauben, sie müssten Mängel an sich beheben, bevor sie sich aus ganzem Herzen annehmen können. Das Problem mit den Optmierungsgedanken ist: Sie werden nicht enden. Selbst wenn ich fünf Kilo abnehme, noch mehr leiste, mir noch mehr Wissen und Fähigkeiten aneigne, noch geduldiger und liebevoller mit meinen Kindern umgehe oder diese eine schlechte Angewohnheit endlich ablege, komme ich nicht zur Ruhe. Neue Mängel tauchen auf. Ich muss mich selbst immer weiter optimieren.

Selbstliebe ist keine Selbstbefriedigung

Wir sehen es, wenigstens unterschwellig, als verwerflich an, uns selbst richtig klasse zu finden oder uns etwas Gutes zu tun. Wir betrachten Selbstliebe als egoistisch und erlauben sie uns nicht. Wir neigen dazu, zu denken, dass wir unser Leiden eigens verursacht haben und es ein Hinweis auf unsere persönlichen Fehler und Schwächen ist.

Aber Selbstliebe ist keine Selbstbefriedigung! Sie ist vielmehr die Basis, die wir in unserem Leben so dringend benötigen: Nur wenn ich mich selbst liebe, kann ich auch andere lieben.

Um es mit den Worten von Christoph Germer zu sagen:

Selbstmitgefühl ist das Fundament der Freundlichkeit zu anderen.

Christoph Germer, Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl - Wie man sich von destruktiven Gedanken und Gefühlen befreit, Arbor Verlag, 3. Auflage 2019

Selbstliebe ist keine Selbstsucht

Schauen wir uns die Begriffe doch einmal näher an: Mich selbst zu akzeptieren und zu lieben bedeutet, dass ich mich mit all meinen Stärken und Schwächen annehme. Liebe ist nicht an Bedingungen geknüpft. Selbstliebe ist bedingungslose Akzeptanz meiner selbst. Nicht mehr und nicht weniger. Mangelnde Selbstliebe führt zu Selbstsucht: Ein Narzist hält sich für minderwertig und kämpft immer wieder um Bestätigung und Bewunderung von außen.

Selbstmitgefühl hat ein Mensch, wenn er eine wertschätzende und freundliche Haltung gegenüber seiner eigenen Person einnimmt. Jedes Lebewesen möchte frei von Leiden und glücklich sein. Diesem natürlichen Bedürfnis entspringen fast alle unsere Handlungen. Es mag zwar kontraproduktiv sein, wenn ich eine ganze Tafel Schokolade auf einmal esse, aber letztlich steckt dieses natürliche Bedürfnis dahinter. Wenn ich das erkenne und liebevoll mit mir umgehe, muss ich die Tafel Schokolade vielleicht nicht mehr in einem Rutsch futtern, sondern kann das tun, was mir wirklich weiterhilft.

Ein gutes Leben

Nur wenn ich gut für mich sorge, kann ich auch anderen helfen. Und letztlich ist es wichtig, dass ich mir das geben kann, was ich wirklich benötige, statt es bei anderen zu suchen. Denn wenn ich immer wieder hoffe, von anderen zu bekommen, was ich mir selbst nicht geben kann, werde ich häufig enttäuscht werden. Wenn ich dagegen nach und nach lerne, gut zu mir zu sein, dann werde ich ein gesünderes und zufriedeneres Leben führen können, in dem ich Geschenke von anderen dankbar annehmen kann, aber nicht erwarte oder benötige.

Aus dem Gefühl der Wertlosigkeit und des Mangels an meiner Person entsteht vielleicht Aktionismus, aber keine echte Veränderung. Akzeptanz und Liebe bilden die Basis für ein gutes Leben, in dem Weiterentwicklung stattfinden kann, aber nicht erzwungen wird. Nur wenn ich mich so wie ich bin voll und ganz akzeptiere, ist echte Weiterentwicklung möglich, jenseits von diesem Gefühl des Getriebenseins.

Die innere Stimme

Je älter ich werde, desto besser lerne ich mich kennen. Ich betrachte mich heute mit mehr Wohlwollen als früher und übe mich darin, mir selbst ein guter Freund zu werden. Wenn meine innere Stimme mal wieder über mich herzieht oder mir nichts zutraut, dann erkenne ich das heute schneller und spreche im Geist wieder freundlicher mit mir. Eine gute Richtschnur in schlechten Zeiten ist: Was würdest Du jetzt zu Deinem besten Freund sagen? Wie würdest Du mit ihm sprechen? Und genauso rede mit Dir selbst! Anfangs kommt einem das vielleicht fremd vor, aber es lohnt sich, es sich nach und nach zur Gewohnheit zu machen. Wenn ich Trost brauche, tröste ich mich. Wenn mein Körper müde ist und Ruhe benötigt, sorge ich gut für ihn. Und manchmal trete ich mich auch freundlich in den Hintern oder lache herzlich über meine eigene Dummheit.

Fazit

Selbstakzeptanz kann man lernen. Keiner hat es geschafft, diesen Typen, mit dem er sein ganzes Leben verbringen muss, innerhalb von drei Tagen anzunehmen und zu lieben, aber kleine Schritte sind möglich. Und wenn ich diese immer wieder, jeden Tag, gehe, dann ändern sich meine Gewohnheiten nach und nach. Am Ende meines Lebens kann ich dann vielleicht sagen: Ich habe es geschafft, mir selbst ein guter Freund zu werden. Falls Du Dich fragst, wie genau Du das machen kannst: Im nächsten Artikel schauen wir uns an, wie wir mehr Selbstakzeptanz und Selbstliebe in unserem Leben entwickeln können.