Umkehrhaltungen
Was Inversions bringen
Umkehrhaltungen (engl. Inversions) sind Yoga Übungen, bei denen das Herz höher als der Kopf ist. Bei einigen dieser Asanas sind auch die Füße höher als das Herz. Wir drehen unseren Körper im wahrsten Sinne des Wortes für einige Zeit um und erzielen damit einen Perspektivwechsel sowie viele positive Wirkungen.
Asanas
Beispiele für Umkehrhaltungen sind so spektakuläre Asanas wie der Kopfstand, der Handstand oder der Skorpion (bei dem die Armhaltung wie im Kopfstand ist und der Kopf noch vom Boden abhebt). Aber auch der Schulterstand ist eine Umkehrhaltung, ebenso Viparita Karani - ein halber Schulterstand, bei dem man sich ein dickes Kissen unter den Po legt und die Beine an einer Wand anlehnt. Auch beim Pflug, d.h. wenn Du aus dem Schulterstand die Beine hinter den Kopf auf den Boden absenkst, ist Dein Herz höher als Dein Kopf. Und es geht noch entspannter: Sogar die Kindhaltung ist der Definition nach eine Umkehrhaltung, ebenso die Vorwärtsbeuge im Stehen (siehe Bild). Und wenn Du aus der stehenden Vorwärtsbeuge ein Bein nach oben hebst für den Halbmond bist Du auch in einer Umkehrhaltung. Vielleicht hast Du auch schon einmal den Hund praktiziert oder das Wild Thing (bei dem Du aus dem Hund heraus ein Bein erst nach oben anhebst und dann zur anderen Seite auf den Boden absenkst und dabei den gleichseitigen Arm nach oben in die Luft streckst) - ebenfalls Umkehrhaltungen.
Körperliche Wirkungen
Das venöse Blut aus den Beinen kann in Umkehrhaltungen leichter zurück Richtung Herz fließen, die Venenklappen werden entlastet. Das Gehirn und sämtliche anderen Kopforgane wie die Augen, Ohren und auch die Gesichtshaut werden in der Umkehrhaltung verstärkt mit Sauerstoff versorgt, was für den Cappucchino-Effekt sorgt: Umkehrhaltungen können uns wach machen und unsere Konzentrationsfähigkeit steigern. Sie haben aber gleichzeitig auch eine beruhigende Wirkung auf den Geist, können gegen Nervosität helfen und auch vor dem Schlafengehen noch geübt werden. Da das Herz bei solchen Asanas stärker pumpen muss, werden die Herzmuskulatur und das Herz-Kreislaufsystem gestärkt.
Mentale Wirkungen
Umkehrhaltungen verhelfen uns zu einem neuem Blickwinkel, sie erweitern unseren Horizont. Wir können uns alte Gewohnheiten und Muster ansehen und überdenken, Mut zur Veränderung finden. Sie helfen uns vielleicht auch dabei, mehr Klahrheit zu gewinnen und neue Ideen für die Lösung alter Probleme zu finden. Sie können die Stimmung aufhellen und uns gleichzeitig beruhigen. In den Umkehrhaltungen lernen wir auch das Loslassen, das Sich-Einlassen, Vertrauen und Hingabe. Und nicht zuletzt kann so ein Kopf- oder Handstand auch ein kleines Abenteuer im Alltag sein, ein Weg, sich sehr lebendig zu fühlen.
Kontraindikationen
Wenn Du unter Netzhautproblemen oder Bluthochdruck leidest, solltest Du keine Umkehrhaltungen praktizieren. Ebenso gelten einige Herzkrankheiten als Kontraindikationen. Im Zweifelsfall frage bitte immer Deinen Arzt, bevor Du mit Yoga beginnst. Bei Problemen im Schulter-, Hals- oder Nackenbereich solltest Du auf den Schulterstand, Kopfstand und Pflug verzichten. Auch emotionale Traumen können eine Kontraindikation darstellen. Ob es sinnvoll ist, Umkehrhaltungen zu praktizieren wenn Du Deine Menstruation hast, ist umstritten - manche Yogalehrer raten davon ab, andere empfehlen sanfte Haltungen wie Viparita Karani oder die Kindhaltung.
Fazit
Umkehrhaltungen wie der Kopf- oder Handstand wollen Schritt für Schritt aufgebaut und entwickelt werden; wir müssen die entsprechende Muskulatur und Balancefähigkeit ja erst langsam aufbauen. Lass Dir Zeit dabei, eine solche Asana zu erlernen. Und wenn sie sich für Dich nicht gut anfühlt, ist auch das vollkommen in Ordnung. Niemand sagt, dass Du diese Haltungen praktizieren musst, um ein Yogi zu sein. Ganz im Gegenteil. Der wahre Yogi achtet seine Grenzen und tut sich selbst etwas Gutes - und das kann er auch wunderbar in der Kindhaltung.