Was ist Ayurveda?
Definition und Prinzipien der uralten indischen Heilkunst
Ayurveda ist die Kunst des täglichen Lebens in Harmonie mit den Gesetzen der Natur.
So beschreibt es Dr. Vasant Lad, Schulmediziner und Ayurveda-Arzt, im Vorwort zu seinem Buch:
Dr. Vasant Lad, Selbstheilung mit Ayurveda, Das Standardwerk der indischen Heilkunde, O.W. Barth Verlag, München, Neuauflage 2010
Aber was genau heißt es, in Harmonie mit den Naturgesetzen zu leben?
Definition von Ayurveda
Ayurveda ist das Wissen vom (langen) Leben. Der Begriff setzt sich aus veda (Wissen, Wissenschaft) und ayus (Leben, Lebensspanne, Lebensdauer) zusammen. Ayurveda ist ein ganzheitliches Medizinsystem, das alle Aspekte des Lebens vom Moment der Empfängnis bis zum Tod umfasst. Die drei Hauptziele des Ayurveda sind: Krankheiten heilen, die Gesundheit erhalten und die Lebensspanne verlängern.
Es geht dabei aber nicht nur um Prävention von Krankheiten oder deren Beseitigung, sondern auch um spirituelle Erfüllung. Unsere Seele bewohnt gerade diesen Körper und diese Psyche: Wir wollen beide rein, gesund und zufrieden halten. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, dass unsere Seele nicht an diesen einen Körper gebunden ist.
Körper, Geist und Bewusstsein werden im Ayurveda nicht getrennt betrachtet, sondern als Einheit behandelt. Durch die richtige Lebensweise fördern wir körperliche und psychische Gesundheit und Harmonie und leben in Verantwortung für uns selbst und für andere.
Früheste Zeugnisse
Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen zum Ayurveda finden sich im Rigveda, dem ältesten Teil der Veden. Man weiß nicht genau, wann das Rigveda entstanden ist. Manche datieren es auf 10.000 v. Chr., andere auf. 6.000 bis 3.000 v. Chr. Die klassischen ayurvedischen Schriften entstanden dann in der vedischen Zeit zwischen 3.000 und 600 v. Chr.: Die Caraka-Samhita und die Sushruta-Samhita.
Während der buddhistischen Epoche (ca. 600 v. Chr. bis 1.000 n. Chr.) wurden zwar die Veden in Indien abgelehnt, nicht jedoch Ayurveda. Buddhistische Wandermönche verbreiteten es sogar in ganz Asien; auch Persien und Griechenland ließen sich davon inspirieren. Während der englischen Besatzung (die 1756 begann) wurde die ayurvedische Medizin unterdrückt, viel Wissen ging dabei verloren. Nur einige traditionsbewusste Familien in Kerala, Südinidien, hielten das uralte Heilwissen aufrecht. Seit der Unabhängigkeit Indiens 1947 blüht Ayurveda erneut auf und findet seinen Weg auch in die USA, nach Europa und in andere Teile der Welt.
Harmonie im Ayurveda
Die drei Säulen der Gesundheit im Ayurveda sind: Eine gute Ernährung und damit einhergehend eine optimale Verdauung, richtiger und gesunder Schlaf bzw. genügend Erholungspausen sowie eine geregelte, liebevolle und achtsame Sexualität. Wenn diese nicht in Balance sind, werden wir krank: Wir sollten nicht allen Gelüsten nachgeben, sondern uns überwiegend gesund ernähren. Wir dürfen zur richtigen Zeit und ausreichend lang, aber nicht zu lang schlafen und uns regelmäßig Ruhepausen gönnen. Mit unserem Partner wollen wir eine rücksichtsvolle und achtsame Sexualität pflegen. Was die gesunde Ernährung, die richtigen Schlafenszeiten und das beste Maß an Sexulität sind, hängt von der Konstituion des Einzelnen ab, auf die wir in späteren Artikeln noch näher eingehen werden.
Die zentrale Idee von Ayurveda ist, ein Gleichgewicht, einen Zustand von Harmonie im Leben zu erhalten bzw. immer wieder neu herzustellen: Wir wollen Körper, Geist und Seele in Einklang bringen. Dabei können uns eine gesunde Ernährung, eine gute Lebensgestaltung, Bewegung und Sport, Ruhe und Entspannung, Meditation, Atemübungen, Heilkräuter, Reinigungs- und Verjüngungsmaßnahmen unterstützen.
Wie Du dieses Gleichgewicht in Abhängigkeit von Deiner persönlichen Konstitution erreichen kannst, darum wird es in den folgenden Artikeln gehen. Wenn Du Dich für die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Yoga und Ayurveda interessierst, kannst Du Dir unseren Blogartikel dazu ansehen.